Die Luftschutzrelikte sind als gebundenes Buch erschienen. 440 stumme Zeugen des Zweiten Weltkkrieges in Köln.
„Wohin im Atomkrieg?“ – Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals® wird erstmals der „Kalte Krieg-Schutzraum“ der Kölner Stadtverwaltung gezeigt.
„Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte.“ lautet das diesjährige Motto des europaweiten Tags des offenen Denkmals. Einem stummen Zeitzeugen der noch jungen Stadtgeschichte Kölns gibt das Kölner Institut für Festungsarchitektur (CRIFA) und die Dokumentationsstätte Kalter Krieg eine museale Bühne. Die sog. „Verwaltungsbefehlsstelle HVB Köln“ ist ein verborgenes Relikt aus den 1970er und 1980er Jahren. Das aus Beton gefertigte Bauwerk könnte als ein Sinnbild der Ost-West- Konfrontation stehen. Am 8. September steht Interessierten der „verlorene Ort“ zur Besichtigung unter fachkundiger Führung offen.
Die Denkmalspuren des Kalten Kriegs in Köln
Insbesondere für junge Menschen etwa der „GenY“ scheint die zeitgeschichtliche Epoche des Kalten Krieges, die Deutschland, Europa, Ost und West, die gesamte Welt teilweise in Atem hielt, nur noch in Geschichtsbüchern präsent zu sein. Diese These wird dadurch verstärkt, dass sichtbare Spuren nach den immer noch erkennbaren „Vernarbungen“ des Zweiten Weltkriegs nahezu verborgen sind. Doch es gibt sie, die Hinweise, dass sich einst die Systeme Ost und West in ideologischer Konfrontation waffenstarrend gegenüberlagen, auch in Köln. Neben wenigen Zivilschutzeinrichtungen, die einigen Kölnern Schutz bieten sollten, liegt im Untergrund der Berrenrather Str., Hausnummer 488 der ehemalige Ausweichsitz der städtischen Verwaltungsspitze. „Verwaltungsbefehlsstelle HVB Köln“ sollte der Ort sein, an dem der Kölner Oberstadtdirektor, seinerzeit mit deutlich mehr exekutiver Macht ausgestattet als heute, im Falle einer Katastrophe – etwa hervorgerufen durch einen (mit Atomwaffen geführten) Krieg – verschiedene städtische Ämter hätte leiten sollen.
Zeitkapsel unter Tage
33 Räume – teilweise mit Original-Inventar – spiegeln ein sehr plastisches Bild von der damaligen Lage, die Gott sei Dank nur in regelmäßig durchgeführten großangelegten Übungen (z.B. WINTEX) bestand, wider. Für gut 101 städtische Mitarbeiter mit einer maximalen Aufenthaltsdauer von drei Wochen wurde die unterirdische Anlage konzipiert. Dass sie nie zum Einsatz kam, verdankt sie dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ und dem damit verbundenen atomaren Bedrohungsszenario.
Sowjetunion mit Außenposten in Köln
Fast schon eine Art Thriller offenbart sich, wenn an die ehemalige „Handelsmission“ der Sowjets in den Gebäuden gegenüber erinnert wird. In den wenig schmuckvollen Immobilien, die bis heute der russischen Föderation gehört, saßen bis zur Aufgabe des Schutzraums sowjetische Agenten, die u.a. mit Abhöraufgaben betraut waren. Auch soll dieser Ort Drehscheibe für Wirtschaftsspionage rund um sanktionierte westliche Hochtechnologiegüter gewesen sein.
Geschichte hautnah zum Anfassen
In einer Zeit zunehmender digitaler Angebote setzen CRIFA und die Dokumentationsstätte Kalter Krieg bewusst auf Präsenz-Erlebnisse, um so Geschichte noch besser „nachspüren“ zu können. Neben kontinuierlichen Führungen gibt es begleitende Vorträge in der Aula der „Gesamtschule Lindenthal“, unter dessen Grundstück die Zivilschutzanlage liegt. „Wir sind überzeugt“, ist sich Robert Schwienbacher, Kopf der Organisatoren, sicher „dass das Vor-Ort- Erlebnis ein besonders eindrückliches für die Besucher sein wird. Wir freuen uns auf viele Teilnehmer!“
Initiative für die Unter-Denkmalschutz-Stellung
Die „Verwaltungsbefehlsstelle HVB Köln“ ist aktuell noch kein eingetragenes Denkmal, das einen besonderen Schutz gemäß der NRW-Gesetzgebung für Denkmäler genießt. Die Vereine Dokumentationsstätte Kalter Krieg, Kölner Festungsmuseum, sowie das Institut für Festungsarchitektur (CRIFA) wollen in einer gemeinsamen Initiative die Unter-Denkmalschutz- Stellung voranbringen. Auf diese Weise kann ein wichtiges Kapitel Kölner Stadtgeschichte mit einem Erinnerungsort für die Nachwelt museal konserviert werden. Einen ersten Vorgeschmack liefert der Tag des offenen Denkmals.
Zeiten, Treffpunkt, Erreichbarkeit
Die Denkmaltüren öffnen sich am 08. September um 10 Uhr bis 18 Uhr. Wer „Berrenrather Str. 488, Köln“ in sein Navi eingibt, der findet den Weg zur Kölner Gesamtschule Lindenthal. Sie ist gut mit dem Auto, dem Zweirad und dem Öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen. Direkt am Zielpunkt, an der Haltestelle "Scherfginstraße", hält der Bus der Linie 978. Von der Haltestelle der Straßenbahnlinien 18 und 19 „Klettenbergpark“ sind es nur sieben Minuten Fußweg zur Schutzanlage. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Und, die gesamte Veranstaltung ist kostenfrei!
Abb.1: Luftaufnahme der Schule unter der die Stabs HVB liegt.
Abb.2: Blick in den Führungsraum der Stabs HVB